Mein Sohn und mein Mann haben sich entschlossen, mich nicht aus den Augen zu lassen. Sie glauben nicht so an mein optimistisches Lächeln und haben Angst, dass ich schlicht umkippe.
Also wechseln sie sich ab. Es soll ja nur ein Gespräch sein und ich versuche mental positiv zu sein.
Kurzer Check: stehen geht, aber mein Bauch krampft in Abständen zusammen, was nicht weh tut aber extrem unangenehm ist. Sitzen ist eigentlich besser, aber das Mieder engt wirklich ein und drückt gegen den BH. Das tut irgendwann weh. Ausserdem ist das Mieder wirklich eng im Schritt, da sind ja auch die Häkchen, und auch das ist unangenehm. Ausserdem ist mein Kreislauf nicht wirklich stabil, was ja kein Wunder ist.
Meine Haare haben eine ‘Frotteewäsche’ bekommen. Das ist ein Spray aus Puder, der wird rausgekämmt und frottiert. Denn auch noch die Haar waschen geht einfach nicht. Das kann ich nur empfehlen, hilft zumindest über zwei Tage weg, Lagerfeld soll das auch machen, na also.
Ich habe ein Kleid mit Stiefeln angezogen, welches schon seit Jahren ganz hinten im Schrank hängt. Das Röllchen fällt fast nicht auf, aber Bauch ist flach. So gestärkt vom Spiegelbild gehe ich in die Verhandlung.
Meine Kunden sind zum Glück verständnisvoll, was jedoch nichts an der Länge und Dauer des Gesprächs ändert. Ich versuche in Abständen aufzustehen, was jedoch im Eifer des Gefechtes dann vergessen wird. Die beste Position ist aufrecht vorne auf der Stuhlkante. Interessant ist, dass ich bei Punkten, bei welchen ich früher vielleicht nachgegeben hätte, diesmal einfach klare Kante zeige. Zwischendurch ist es mir völlig egal, ob es zum Abschluss kommt, ich sehe einfach nicht ein, dass ich mich quälen soll und dann auch noch im finanziellen Nachgeben. Was so natürlich nicht kommuniziert wird, aber scheinbar merkt man meine Haltung.
Wir einigen uns nach vier Stunden auf einen wirklich guten Deal. Meine Männer sind baß erstaunt. Sie hatten sich abgewechselt und lasen im Hintergrund Zeitung. Vier Stunden…..
Und ich falle aufs Sofa. Habe nun zwei Tage Wochenende vor mir. Die brauche ich auch. Denn aus der Liegeposition aufstehen geht immer noch nicht.